DIE EHEMALIGE SCHULE VON ZUID-EIERLAND
Die im traditionellem Stil gebaute Schule in Zuid-Eierland, eine der Siedlungen im Eierlandschen Polder, wurde 1912 erbaut. Nach dem Auflösen und einigen Jahren des Leerstehens wurde das Gebäude 1978 Ausstellungsraum und Atelier von Maler Niek Welboren. In eigener Regie und mit viel Respekt vor der Geschichte wurde das Interieur restauriert und das Gebäude angepaßt an die neue künstlerische Funktion, oder besser gesagt, die Funktion wurde auf künstlerische Weise integriert.
Restaurieren des Interieurs bedeutete: Alle Spuren der Modernisierung entfernen und die ursprüngliche Holzverschalung in Ehren herstellen. Beinahe alles was jetzt in Sicht ist, wurde abgebeizt, abgeschliffen, wieder erneuert und sorgfältig gestrichen.
Nach jahrelanger Arbeit und dem Einsatz für den Erhalt ist ein einmaliges und charakteristisches Ganzes entstanden.
Außerdem hat die Schulgeschichte, die sich langsam, aber unumgänglich dem neuen Gebraucher andiente- einen festen Platz bekommen im historischen Klassenzimmer. Die authentische Sammlung im Klassenzimmer bildet einen wesentlichen Teil der permanenten Ausstellung in der Eiland Galerij.
Die Geschichte der Schule ist eng verbunden mit der Entwicklung der Landwirtschaft. Der Eierlandse Polder, eingedeicht 1835 und noch stets ein wichtiges Akkerbaugebiet, zählte früher drei Grundschulen: De Cocksdorp (1841), Midden-Eierland (1877) und Zuid-Eierland, wo es bereits 1849 eine kleine Schule gab.
Die Schulen befanden zich in Laufabstand von den Bauernhöfen und den dazu gehörenden Arbeiterwohnungen.
Die Schule von Midden-Eierland (himmelsbreit 3,5 km weit entfernt) wurde als “Der Konkurrent” gesehen, denn im Polder konnte der Umzug einer Arbeiterfamilie entscheidend sein für die Anzahl der Schüler. Damit zusammen hing wieder die Anzahl der Lehrkräfte und das Funktionieren der Schule.
Die Blütezeit der Schule lag in den dreißiger Jahren. Es gab damals 3 Lehrkräfte, raum 80 Kinder bevölkerten 3 Klassenzimmer und sorgten für Leben im Ort. Später wurde es wieder wie am Anfang eine “Zweimannschule”. Die meisten Kinder gingen damals nur 6 bis 7 Jahre zur Schule. Sie waren schon in ihren jungen Jahren wichtige Arbeitskräfte.
Die gute alte Zeit (?) von viel Arbeitern und ihren häufig großen Familien ist schon lange vorbei. Zur Schule laufen ist heutzutage beinahe undenkbar…Auf Holzschuhen zur Schule gehen ist Geschichte geworden, genauso wie die Holzbänke, die Bücher von Ligthart, Scheepstra und Jetstes. Wer kann noch eine Geschichte erzählen zu den Wandtafeln von Isings oder Koekoek?
Im historischen Klassenzimmer können sie nog stets wegträumen bei alten Wandtafeln, denn mit allgemeinen und lokalen Attributen, die alle neu gesammelt wurden, wird die Schulgeschichte in Ehren gehalten. Nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch in den anderen Austellungsräumen ist die ursprüngliche Einteilung sichtbar geblieben.
Das gesamte Gebäude hat dann auch trotz oder gerade wegen der neuen Bestimmung viel von dem authentischen Entwurf und der Atmosphäre behalten.
Schule und Schulmeisterwohnung repräsentieren ein Zeitalter und einen Teil der Poldergeschichte. Beide Gebäude wurden 1993 unter Denmkalschutz gestellt.
Für den Initiativnehmer Niek Welboren ist die Anerkennung eine Belohnung für seinen Einsatz, sicher wenn man bedenkt, daß das Abreißen des Schulgebäudes für Neubauwohnungen einmal eine Option war.