Kerstin Edelmann
Kerstin Edelmann wurde 1965 in Neustadt (Schleswig Holstein) geboren.
1972 zog die Familie von der Ostsee nach Tettnang in der Nähe des Bodensees.
Dort verbrachte Kerstin ihre Schulzeit bis zum Abitur.
Sie wuchs naturverbunden auf dem Lande auf. Mit Ton als plastischem Material war sie bereits in ihrer Kindheit vertraut. Ihre Mutter war eine begeisterte und fachkundige Hobbytöpferin, die ihre Tochter zu einer kunsthandwerklichen Ausbildung ermunterte.
Von 1984 bis 1987 besuchte Kerstin die Berufsfachschule für Keramik in Landshut (Bayern). Anschließend folgten orientierende Atelierbesuche und Praktika bei Keramikern in England. Nach einer künstlerischen Grundausbildung an der Freien Kunstschule Ravensburg absolvierte sie ab 1989 eine vier Jahre lange Ausbildung an der Fachhochschule für Kunsttherapie in Nürtingen (Baden Württemberg).
Kerstin entschied sich für eine ergänzende Ausbildung, weil sie damit rechnete, daß es schwer sein würde, allein vom Verkauf keramischer Objekte den Lebensunterhalt zu finanzieren.
Parallel zu dieser Ausbildung besuchte sie die Fachklasse für Keramische Plastik an der Freien Kunstschule Nürtingen. Studienbegleitend folgten verschiedene Praktika, u.a. zwei Mal in Schottland.
1990 begegnete sie während eines Praktikums an der schottischen Westküste dem Maler Niek Welboren, der später ihr Lebenspartner wird.
Nach einer kurzen Arbeitsperiode als Kunsttherapeutin in Bühlertal im Schwarzwald, beschließt sie nach Texel zu ziehen.
Im Frühjahr 1994 läßt sie sich als professionelle Keramikerin in Zuid-Eierland nieder.
Auf einer Insel zu leben, war ein lang gehegter Wunsch; sie fühlt sich schnell zuhause auf Texel in einem für sie neuem Land.
Bereits während ihrer Studienjahre war sie begeistert von Muscheln und Schnecken-häusern, die sie im kleinen Rahmen modellierte. In einer Abschlußarbeit verarbeitete sie die Spirale und die Schnecke als Thema.
Die Formensprache ihres neuen wasserreichen Lebensraumes paßt wie selbstverständlich zu ihrem eigenen Lebensgefühl. Das Element Wasser bietet eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Die Insel gibt neue Impulse und “Spielraum”, das vertraute Thema weiter auszubauen und zu vertiefen.
Die Spirale als Urform von Leben und organischer Ent-wicklung ist ein charakteristisches Motiv. Neben Muscheln und Spiralformen werden auf intuitive Weise freie Objekte geformt. Bewußte Ver-suche und unbewußte Impulse fließen beim Entstehen ihrer Keramik zusammen. Manche Formen wachsen organisch, andere “tauchen”- wortwörtlich “auf”.
Mit der Natur als Ausgangspunkt entstehen Wasserwesen, Strömungsformen, pflanzenähnliche Wachstumsformen und Menschfiguren.
Der Mythos von Aphrodite/Venus, der aus Meeresschaum geborenen Göttin (der Liebe und der Schönheit), die in einer Muschel an Land komt, inspiriert zum Modellieren von stehenden Frauenfiguren.
URVERLANGEN
Geist
versunken
in den Wassern
ozeanische
Unendlichkeit
Korallen, Fische
Muscheln
Meer in allen Farben
Mich treiben lassen
wie die Nixen
dicht beim Ursprung
träumend
schwerelos
gewogen
In geheimnisvoller
Tiefe
erleben
dass alles fließt
ewiges Pulsieren
der Wellen
Ebbe und Flut
Den Durst stillen
am Seinsgrund
und neugeboren
auftauchen
Wie die aus
Meerschaum geborene
Venus
(Kerstin Edelmann)
Ihre Frauenfiguren haben sich inzwischen entwickelt von Venus-Aphrodite zu Sophia und Ariadne mit dem Labyrinth als dem verbindenden Element. Als kulturelles Symbol schließt das Labyrinth bei der natürlichen Bewegung der Spirale an.
Kerstin Edelmann läßt sich auch inspirieren von frühzeitlichen Tonfiguren, die für sie eine zeitlose Lebenskraft ausstrahlen.
ARBEITSWEISE
Die Arbeiten werden hauptsächlich von Hand aus Tonstreifen aufgebaut; dies geschieht ohne Hilfsformen. Kerstin Edelmann verwendet verschiedene Sorten Ton: fein und grob, weiss, rot, schwarz etc. Sie hat eine Vorliebe für kräftige Strukturen, diese entstehen durch Bearbeitung mit Holz, Stein und verschiedenen Fundstücken. Das Formen und Bauen stehen bei ihrer Arbeit im Vordergrund; Glasur wird sparsam gebraucht, um verwitterte Oberflächen und ausgewaschene Farbeffekte zu erreichen. Glasuren macht sie nach eigenem Rezept, außerdem verwendet sie Fertigglasuren als Basis, die sie nach Bedarf umwandelt.
Viele ihrer Objekte sind auch für draußen geignet. Der größte Teil wird in einem elektrischen Ofen gebrannt. Nach dem Schrühbrand bei 950ᵒ C folgt ein Steinzeug-Glasurbrand bei 1250ᵒ C. Ab und zu wird Irdenware (1100ᵒ C) oder Raku (1050ᵒ C) gebrannt.
Neben der permanenten Ausstellung auf der Insel zeigt sie ihre Arbeiten gelegentlich am Festland. Kerstin Edelmann war Mitglied des Niederländischen Keramikerfachbundes NVK.
bis zur Aufhebung des Vereins 2022.
Kerstin absolvierte die BIK-Ausbildung (Berufskünstler in der Klasse) in Amsterdam und sie gibt auf Anfrage Workshops.
Drei mal nahm sie bisher Teil an dem Kunstprojekt Klifhangertexel.nl in den Hoorn.
Im Frühjahr 2014 hat Kerstin Edelmann mit den Bewohnern von Zorgboerderij Novalishoeve auf Texel ein Sieben Pfade Labyrinth angelegt. Es hat einen Durchmesser von 13,4 Meter und wurde mit gebrauchten Steinen gebaut.
Kerstin Edelmann arbeitet auch in Auftrag.
Im Laufe der Jahre hat sie sich auf Texel als professionelle Keramikerin weiterentwickelt. Sie hat ihren eigene Stil und eine eigene Formensprache gefunden.
Kerstin Edelmann sieht ihre Arbeit als eine Suche nach zeitlosen Urformen von Mensch und Natur, denen sie in Ton neues Leben schenkt.